Der Hund knurrt? Knurren ist Kommunikation!
Die Kommunikation der Hunde ist ein sehr komplexes und weites Gebiet. Als ich begann, mich näher mit Körpersprache und Ausdrucksverhalten von Hunden zu beschäftigen (u.a. ist die DVD „Das Kleingedruckte in der Körpersprache des Hundes“ von Dr. Ute Blaschke-Berthold bei mir eingezogen) war ich schnell ziemlich erschlagen „wie viel da so dranhängt“.
Bis vor einiger Zeit war für mich eigentlich klar, dass ein Hund weder mich noch einen anderen Hund anknurren soll. Dementsprechend sollte Knurren unterbunden werden, z.B. durch „Aus“, „Scht“.
Stellen wir uns mal folgende (vermenschlichte) Beispielsituation zwischen Goofy und Mimi vor:
Goofy fühlt sich von Mimi bedrängt, Goofy hat schon die ganze höfliche Palette für „Du bist mir zu nah, geh bitte weg!“ körpersprachlich dargestellt. Mimi konnte darauf aber nicht reagieren sondern rückt Goofy weiterhin auf die Pelle.
Goofy findet die Nähe von Mimi zwischenzeitlich richtig doof und beginnt zu knurren. Das Knurren hört Goofys Herrchen und weist seinen Hund mit einem ärgerlichen „Scht, hörst Du wohl auf zu knurren!“ zurecht.
Für Goofy, der sich durch die Nähe von Mimi bedroht gefühlt hat, ist noch etwas Unangenehmes, nämlich die Zurechtweisung (Strafe) von Herrchen, dazu gekommen – als Konsequenz für das Knurren.
Goofy lernt also, dass Situationen, in denen er sich veranlasst fühlt zu knurren zusätzlich richtig doof sind, weil Herrchen dann auch noch aufgebracht ist und mit Zurechtweisung (Strafe) reagiert.
Wird Goofy damit die Nähe von anderen Hunden zukünftig besser ertragen können oder wird er noch angespannter sein, weil er in der Situation auch noch Strafe von seinem Hundehalter erwartet?
Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will.
Knurren ist Teil der hündischen Kommunikation
Knurren gehört zum ganz normalen Ausdrucksverhalten eines Hundes wie das Stirnrunzeln bei uns Menschen. Es ist ein Weg, wie der Hund seiner Umwelt mitteilen kann, dass er sich unwohl fühlt und z.B. Abstand braucht. Knurren soll dem gegenüber signalisieren:
„Bitte komm nicht näher, entferne Dich von mir, sonst muss ich noch deutlicher werden!“
Es ist also Bestandteil normaler Kommunikation. Es sollte das Recht jeden Hundes sein, seinen Unmut zu äußern. Auch wenn wir Menschen vielleicht nicht unbedingt nachvollziehen können, weshalb der Hund in einer Situation so reagiert. Für den jeweiligen Hund gibt es einen Grund.
Wenn ein Hund knurrt, hat er eine Stufe erreicht, in der seine bisherige Körpersprache nicht ausgereicht hat, um sein Bedürfnis nach Sicherheit (z.B. Abstand zum anderen Hund, Menschen usw.) zu befriedigen. Schaut man genauer hin, dann kündigen Hunde „Knurren“ bereits durch eine Reihe vorgeschalteter Warnungen an. Werden die Warnungen ignoriert, dann knurrt der Hund, um seine Warnung deutlicher zu machen.
Was alles passiert bevor ein Hund knurrt:
Wenn diese Zeichen vom Gegenüber ignoriert oder nicht verstanden werden, knurrt er.
Wir Menschen sind für das Knurren natürlich viel empfänglicher. Es ist ein Geräusch, dass wir deutlich wahrnehmen, deutlicher als körpersprachliche Zeichen wie z.B. ein „Blinzeln“, „Wegschauen“ u.s.w.
Deshalb lohnt es sich, bei Situationen in denen ein Hund plötzlich knurrt, mal drauf zu schauen, was der Hund in den Sekunden (oder Minuten) davor gezeigt hat.
Meistens wird dann klar, dass das Knurren doch nicht so plötzlich kam sondern der Hund vorher schon deutlich gezeigt hat, dass er sich bedroht/nicht wohl fühlt.
Was also tun wenn ein Hund knurrt?
Lobe und belohne den Hund dafür, dass er knurrt! Belohne ihn damit, dass du den Auslöser für das Knurren, wenn möglich, entfernst (anderen Hund abrufen, dich selbst zurücknehmen und nicht weiter auf den Hund zubewegen etc.).
Was passiert, wenn Knurren bestraft wird (verbal mit bedrohlichem Ton oder mit bedrohlicher Körperhaltung dem Hund gegenüber etc.)?
Nach den Lerntheorien wird das Verhalten durch Strafe zukünftig weniger gezeigt, also das Knurren wird seltener auftreten.
Gut, oder? Ist ja das, was man damit beabsichtigt.
Die Frage ist nur, wie wird ein Hund zukünftig zeigen, dass er sich unwohl fühlt, wenn er gelernt hat dass Knurren nicht zum Erfolg führt sondern bestraft wird?
Blicken wir mal auf die Eskalationsleiter. Was kommt nach Knurren? Abschnappen oder im schlimmsten Fall Beißen.
Lösen wir uns also mal von der Sorge, was andere von einem denken, wenn der Hund knurrt.
Warum ist Loben und Belohnen besser?
Knurrt der Hund und wird er gelobt und/oder gemarkert und belohnt, spricht man lerntheoretisch von Verstärkung. Das Verhalten (Knurren) des Hundes wird belohnt, etwas Positives passiert.
Dies hat zur Folge, dass das Knurren zukünftig öfter oder länger gezeigt wird, bevor der Hund die nächste Eskalationsstufe (Schnappen/Beißen) betreten muss.
Wird mit dem Hund mit Verstärkung und/oder Marker gearbeitet, so ist der Marker und das Lob/die Belohnung etwas für den Hund Angenehmes.
Dadurch wird langfristig eine weitere Eskalation unwahrscheinlicher.
Längeres Knurren gibt uns als Hundehalter länger die Chance einzugreifen indem wir die bedrohliche Situation auflösen (z.b. selbst weggehen vom Hund, einen anderen Hund abrufen etc).
Als Dogwalker kommen solche Situationen hin und wieder vor.
Ich bin froh um jeden Hund, der knurrt, wenn ihm etwas nicht passt / er sich bedroht fühlt.
Denn dann habe ich die Möglichkeit zu managen und die Situation möglichst aufzulösen bevor eine Beißerei entsteht. Und ich weiß, auf welche Situationen ich künftig ein Auge habe.
Eine Lösung sieht z.B. so aus. Goofy knurrt Mimi an. Goofy wird gemarkert und Mimi abgerufen.
Das Abrufen des „angeknurrten“ Hundes schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe:
1. Der Hund, der knurrt muss nicht weiter eskalieren weil der Auslöser fürs Knurren sich entfernt. (Knurren wird schon alleine vom Weggehen des Angeknurrten verstärkt, es stellt einen funktionalen Verstärker dar.)
2. Der angeknurrte Hund bekommt eine sinnvolle Lösung gezeigt: Wenn ich angeknurrt werde, gehe ich lieber weg und werde dafür belohnt.
Hier seht ihr zwei Videos von Anne. Im ersten Video sind meine eigene Ridgebackhündin Makeba und die kleine schwarz-braune Hündin Kaya zu sehen. Kaya findet große und fremde Hunde unheimlich und droht sehr sauber und deutlich. Makeba hat Probleme sich von Kaya zu lösen. Kayas Drohverhalten und Knurren ist in der Vergangenheit häufig gemarkert und belohnt worden. Kaya hat also gelernt, dass Knurren und Drohen sogar erwünscht ist. Makeba brauchte einige Sekunden bis sie sich von Kaya abwenden konnte. Als Makeba bei Sekunde 6 nach links sehen konnte, konnte Kaya ohne weiteres Eskalieren weggehen.
Das zweite Video ist am nächsten Tag entstanden. Hier musste Kaya nicht lange drohen, Makeba konnte relativ schnell weitergehen und hat Kaya „in Ruhe gelassen“. Kaya ist ebenfalls weggegangen. Das Weggehen wurde für beide Hunde belohnt.
Wenn euer Hund euch anknurrt, wenn er knurrt wenn ihr seinem Spielzeug zu nahe kommt usw. dann holt euch im Zweifel lieber einen Trainer, der über positive Verstärkung mit euch und eurem Hund arbeitet. Findet heraus, was das Bedürfnis des Hundes ist und wie ihr ihm zu mehr Sicherheit verhelfen könnt, so dass der Hund nicht mehr knurren muss. Ignoriert das Knurren nie und bestraft es bitte nie. Knurren ist tolle und deutliche Kommunikation! Freut euch, dass euer Hund es zeigt und euch die Chance gibt, zu reagieren!
PS: Leider reicht es nicht aus für eine Verhaltensveränderung das Knurren zu verstärken. Es müssen zwingend weitere Trainingswerkzeuge verwendet werden, um Problemverhalten positiv zu bearbeiten.
Einige Buchempfehlungen für dich:
Das Aggressionsverhalten des Hundes
Stress, Angst und Aggression bei Hunden: Vorbeugen und abbauen
Der aggressive Hund: Arten der Aggression und Trainingsstrategien
Eins, zwei, drei … ganz viele: Mehrhundehaltung mit positiver Bestärkung
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Sanny’s Podcast – Folge 12: Wie es zu Aggressionsverhalten kommt
Meine Checklisten für dich
Ich habe ein paar Willkommensgeschenke für dich vorbereitet: Drei Checklisten für (angehende) Dogwalker/innen und meinen 7-tägigen Kurs „Körpersprache“. Deine Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Du erhältst regelmäßig (wöchtenlich bis 14-tägig) Informationen rund ums Dogwalking, die Selbstständigkeit als Hundesitter und Sanny’s Dogwalker Ausbildung. Du kannst dich jeder Zeit wieder abmelden, wenn du kein Interesse mehr an meinem Newsletter hast.
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Hallo einen wunderschönen guten Abend. Ich habe euren Bericht ausführlich gelesen und bin sehr erstaunt darüber. Jetzt zu uns, wir haben vier Französische Bulldoggen Amor 2, Eddy 2, Izzy 1 und May unser Nesthäkchen 8 Monate, Unser problemkind ist natürlich Amor, seitdem May da ist hat er sich rapide verändert, sie darf ihm gerade wenn er schläft nicht zu nahe kommen (das war am Anfang), Jetzt mittlerweile knurrt er auch meist Izzy an, sie sucht meist Wärme und schmust sehr gerne, mit Eddy gibt es meistens auch schon Rivalenkämpfe da Eddy der Streitschlichter ist wenn Amor sich eine andere packt, dann muss unser Eddy her halten. Es gibt noch mehr zu erzählen, nur weiss ich jetzt nicht was wir mit dem Knurren und den kämpfen machen sollen. Meine Freundin ist in dieser Hinsicht bisschen ängstlich, da sie vom Amor auch schon in den Finger gebissen worden ist weil sie beim Kampf zwischen Amor und Eddy dazwischen gegangen ist. Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie einen Rat geben oder was ich machen kann, wollte hier schon zu einer Hundeschule nochmals gehen, nur sind diese hier auch überteuert.
LG
Gordon
Lieber Gordon,
Ich freue mich, dass du den Artikel so intensiv gelesen hast. Es gibt kein Geheimrezept für die Mehrhundehaltung. Euer Problem ist zu komplex um Dir einfach einen Rat zu geben. Dein Problem erfordert eine genaue Analyse. Die geben wir sehr gerne beim Online-Coaching. Dafür melde dich gern per E-Mail zwecks Ablauf und Kosten. Positiv trainieren und Management betreiben ist in deinem Fall der erste Schritt.
Hallo,
vielen Dank für den ausführlichen Bericht! Was mich zusätzlich interessieren würde ist was das knurren beim Spielen bedeutet und wie ich damit umgehen soll? Mein Hund knurrt beim Spielen… zum Beispiel wenn wir Zerrspiele machen. Er hat am meisten spaß wenn andere Hunde spielend davon laufen, dann knurrt er wenn er ihnen nachläuft. Dann wechseln sie die Rollen und er läuft davon ohne zu knurren. Interessant ist auch dass er das nicht immer macht und es ist egal ob die Hunde in seiner Größe sind oder nicht, ich konnte kein bestimmten Typ identifizieren wo er das eher macht. Er ist sehr freundlich und wir hatten nie Verträglichkeits-Probleme aber sein knurren verunsichert manche Hunde sowie manche Hundebesitzer. Ich unterbinde es nicht, ich lass ihn weiterspielen, achte aber darauf dass es nicht zu wild wird. Ich weiß nicht ob das die richtige Methode ist.
Hallo!
Knurren im Spiel ist etwas Anderes. Viele Hunde zeigen Spielknurren, gerade beim Zerrspiel. In diesem Zusammenhang muss man sich die ganze Körpersprache des Hundes anschauen. Ein Knurren im Spiel, welches zunehmend lauter wird, kann auf ein steigendes Erregungsniveau hindeuten. Das Spiel sollte dann freundlich durch Rückruf oder Leckerliesuche unterbrochen werden.
Apropo Knurren. Wie verhalte ich mich, wenn meine Hundin im Gartenrestaurant die nachfolgenden Gäste anknurrt? 1. Wenn Gäste sich an unseren Tisch setzten, als auch diejenigen, die an einem anderen Tisch sich hinsetzen. Wie reagiere ich auf dieses unerwünschte Verhalten? Im Restaurant drinnen macht sie das nie.
Hallo Susanne,
Wichtig ist bei deiner beschriebenen Situation, dass dein Hund die Chance hat, diese Situation zu erlernen.
Hat dein Hund auch außerhalb vom Restaurant Probleme mit Menschen? Dann muss dies angegangen werden.
Außerdem würde ich Zuhause eine Ruhedecke aufbauen und trainieren.
Hallo!
Der Bericht war sehr interessant. Wir haben seit einer Weile das Problem das unser Welpe 21 Wochen, knurrt und gleichzeitig pullert wenn man beim fressen in seine nähe kommt. Woran kann das liegen und wie kann man das abstellen?
LG Sylvia
Hallo,
ich würde euch dringend zu einem guten Hundetrainer raten. Hier: https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche findest du einen guten und positiv arbeitenden Hundetrainer in deiner Nähe.
Bitte geh nicht an deinen Hund heran, wenn er frisst. Dein Hund fühlt sich bedroht und hat gleichzeitig sehr starke Angst. Dies kann zum Beißen führen, daher bitte einen Hundetrainer konsultieren.
Hallo, ich habe den Artikel gelesen und er passt zur Situation, in der ich heute war. Sam (Landseer-Rüde, im Januar 3 Jahre) hat heute sein Nikolausi bekommen. Dabei war ein Quitschspielzeug, handgroß. Ich hab ihm erst Leckerli gegeben und dann das Spielzeug. Bis dahin war alles entspannt und wie immer. Als er das Spielzeug hatte und ich an ihm vorbei gelaufen bin, kurrte er mich böse an und fing an mich anzubellen. Natürlich hab ich mich von ihm entfernt. Wir waren beide in der Küche ich allerdings nun einige Schritte von ihm weg. Er hat dann noch ein paar Male böse geknurrt und gebellt, letztendlich konnte ich aber an ihm vorbei und mich an den Tisch setzen und frühstücken. Nach ca. 10 Minuten kam Sam mit seinem Spielzeug im Maul an und wollte gestreichelt werden. Das mit dem Knurren ist jetzt das 2. Mal, seit wir ihn haben (ist mit 11 Wochen zu uns gekommen). Beim ersten Mal wars wegen einem Knochen.
Ich muss sagen, ich hatte heute echt Angst auch wenn ich versucht habe, dies Sam gegenüber nicht zu zeigen (er hat das natürlich sowieso gemerkt :-)) Wie geh ich in so einer Situation vor? Ich hab ja da nicht direkt gleich den Trainer bei mir. Die akute Situation muss ich ja selbst meistern und ich kann auch nicht mit dem Trainer „Knurrattacken“ üben. Mich würde interessieren, was ich in der akuten Situation unmittelbar tun kann, vor allem, wenn ich an meinem Hund vorbei gehen muss, um auf Abstand zwischen uns zu bringen.
Vielen Dank schon mal für eure Hilfe.
LG Christine
Liebe Christine,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich finde es super, dass du so ruhig geblieben bist. Ich würde dir dringend zu einem/einer guten Hundetrainer/in raten. Er oder sie kann dich für diese Situationen schulen. Häufig erkennt er oder sie Anzeichen und Ansätze für Ressourcenverteidigung, die sich deutlich eher äußern als das Knurren.
Zu deiner Frage: Hast du Futter oder Essen parat? Dann wirf es deinem Sam hin. Diese Übung kannst du mit normalen Spielsachen einführen, damit es eben auch in Notsituationen klappt. Du bleibst auf Abstand, Sam hat ein Spielzeug und du wirfst ihm leckeres Futter zu. Du findest hier: https://dogwalkerausbildung.edudip.com/w/171392 einen Webinarkurs von mir zum Thema Ressourcenverteidigung erfolgreich trainieren.
Das wird ja immer besser. Als nächstes soll ich meinen Hund noch darin bestärken, zu beißen. Schließlich ist das ja eine Ausdrucksform. oO
Ich finde aber gerade ein Hund muss auch lernen, sich zu unterwerfen, dass er nicht immer bekommen kann, was er will, und manches auch aushalten muss. Mein Hund hat z.B. nicht zu entscheiden, ob mein Freund auf dem Sofa sitzen darf. Wenn es meinen Hund stört, muss er es sein, der weggeht. Es kann ja wohl nicht sein, dass ich ihn dafür belohne, dass er meinen Freund anknurrt und mein Freund sich deshalb woanders hinsetzen muss, weil der Hund sich sonst unwohl fühlt!
Liebe Tatjana,
ein Hund entscheidet sich nicht willentlich dazu einen Menschen anzuknurren. Allerdings sagt der Artikel eben nicht aus, dass ein Hund zum Beispiel ein Familienmitglied anknurren und in der Bewegung einschränken darf. Der Artikel soll darauf hinweisen, dass Knurren Kommunikation ist und nicht bestraft werden sollte.
Das Problem, dass der Hund ein Familienmitglied anknurrt, muss angegangen werden, allerdings eben nicht erst, wenn der Hund knurrt, sondern schon vorher. Der Hundeplatz kann mit Futter beliebter gemacht werden, so dass der Hund nicht mehr auf dem Sofa liegt, sondern auf einem Hundeplatz. Vielleicht hat der Hund generell Angst bzw. ist unsicher gegenüber dem Familienmitglied? Dann gibt es noch andere Situationen in denen man es sehen kann? Es sollte mit positiven Methoden trainiert werden um dem Hund die Angst vor dem Familienmitglied zu nehmen und die Beziehung zwischen den Zweien aufzubauen bzw. zu verbessern.
Wichtig dabei ist: Die Arbeit beginnt immer bevor der Hund knurrt! Spätestens, wenn der Hund Konfliktzeichen sendet.
Hallo aus Berlin!
Voller Interesse habe ich Euren Beitrag gelesen.
Da mein kleiner Psycho (Australian Terrier Mix aus dem Tierschutz, jetzt 11 Jahre alt und seit 4 Jahren bei mir) schläft (natürlich) mit im Bett – auf einem grossen Kissen neben mir.
Anfangs hat er beim Schlafengehen immer wild geknurrt, ist oft aus dem Schlaf halb knurrend, halb bellend vom Bett gesprungen.
Ich habe mich ihm immer langsam und klar genähert, mit ihm ruhig gesprochen und ihn – soweit er es zuliess – sanft gestreichelt.
Das Knurren hat nachgelassen und er ist insgesamt wesentlich entspannter.
Ohne die von Euch abgebildete „Pyramide“ zu kennen, war mir bewusst, dass das Knurren die letzte Möglichkeit für den Hund darstellt, seinen Unmut zu zeigen.
Der nächste Schritt wäre Beissen gewesen. Aber indem ich ihn bestärkt habe, wurde die Phase des Knurrens länger und er konnte sich „einkriegen“.
Ich vermute, wenn man das Knurren bestraft, verbietet, unterbi det, hat man bald einen – für uns Analphabeten – unberechenbaren Beisser im Haus.
Liebe Sanja,
sehr gut! Du hast im Prinzip das Knurren nicht verstärkt durch dein sanftes Streicheln, sondern du hast die negative Emotion deines Hundes bearbeitet und ihn beruhigt. Wie ein kleines Kind, welches Angst hat und schreit. Hat der Hund keine Angst mehr in dieser Situation, dann knurrt er auch nicht mehr.
Hallo, sehr interessant was du schreibst. Man neigt ja immer dazu, ungewünschtes Verhalten durch ein ‚Nein‘ zu unterdrücken. Ich, weiblich, habe eine 2 jährige Hündin, Amerikanische Bulldogge. Sie ist grundsätzlich sehr freundlich gegenüber anderen Hunden und Menschen. Ich kann ihr auch Futter, Spielzeug oder Knochen wegnehmen, alles kein Problem. Ich nehme sie öfters mit in den Laden, in dem ich arbeite. Seit kurzem fängt sie an, Männer anzuknurren. Sie hat keine schlechten Erfahrungen gemacht, kennt Männer (sind meistens die besseren Spielkameraden:-)) und liebt meinen Freund abgöttisch und dieses Verhalten ist mir völlig fremd und unverständlich. Es gab einen Vorfall, als sie meinen Vater (auch grösser Hundefreund) kennengelernt hat. Er hatte Krebs und zu dem Zeitpunkt Chemotherapie bekommen. Sie ist freundlich auf ihn zu, hat dann plötzlich den Schwanz zwischen die Beine geklemmt und ist geduckt wieder ins Auto gespringen. Ich hab sie beruhigt und sie ist dann wieder mit raus, aber man könnte merken, dass ihr das nicht angenehm war. Könnte das ein möglicher Auslöser sein? Lg, Fredo
Hallo Fredo,
das ist sehr gut möglich. Es reicht ein unangenehmes / schlimmes Ereignis um generelle Unsicherheit auszulösen und dann weiter zu generalisieren. Meist liegt eine leichte Unsicherheit vorher schon vor. Ich würde eine Gegenkonditionierung empfehlen mit einem guten Hundetrainer.